Dampflok-Gemeinschaft 41 096 e.V.
Heizwagen

Außenansicht

Neuer Schornstein
Sicherlich kann man sich die Frage stellen, weshalb man einen alten, fast verrotteten Heizwagen erwirbt und sich die Mühe macht, diesen Heizwagen in jahrelanger Fleißarbeit wieder herzurichten.
Darauf gibt es mehrere Antworten:
- So etwas hat nicht jeder und außerdem fügt sich der Wagen nach der Restaurierung gut in den bestehenden Wagenpark ein
- Der Wagen ist sehr schwer und lässt sich bei Fahrten gut als Dämpfungsglied hinter der 41 096 einsetzen
- Der Wagen lässt sich sehr gut zum Anheizen der ölgefeuerten 41 096 verwenden
- Durch die Wasserkästen mit 15 m³ Inhalt steigt die Reichweite der 41 096 beträchtlich an
Aber der Reihe nach. Im Jahr 2004 erwarb die DG 41 096 e.V. vom Museums-BW Staßfurt diesen Heizwagen, der dort auch schon seit 1989 auf einem Abstellgleis ein eher tristes Dasein fristete.
Gebaut worden ist der Wagen im Jahr 1943 und diente vermutlich in Lazarettzügen der Beheizung der Wagen, mit denen im 2. Weltkrieg Verwundete von der Front zurück in die Heimat transportiert wurden. Da diese Züge sehr lang waren und nicht überall Wasser zum Betanken der damaligen Dampfloks zur Verfügung stand, wurden diese Wagen angeschafft, um zum einen die Reichweite der Dampfloks zu erhöhen und zum anderen die Beheizung der Züge in den kalten Wintern sicherzustellen. Ausgeliefert wurden von dieser Bauart 180 Stück, von denen aber nur noch sehr wenige der Nachwelt erhalten geblieben sind.

Bedienelemente des Kessels
Ein paar technische Daten zum Wagen:
Fahrzeugnummer: DR 57 50 99 - 68 167 - 9
Hersteller: Orenstein & Koppel
Baujahr: 1943
Länge über Puffer: 17.100 mm
Gesamtgewicht: 61,2 t
Drehgestelle: Görlitz III schwer
Aus diesen Daten ist schon ersichtlich, dass der Wagen bei relativ kurzem Radstand ein echtes Schwergewicht ist, was für den Fahrbetrieb mit der 41 096 ein enormer Vorteil ist. Bedingt durch die Zweizylinder-Bauweise der 41 096 neigt die Lokomotive naturgemäß bei höheren Geschwindigkeiten zu diversen Bewegungen um die eigene Längsachse, die sich in den angekuppelten Reisezugwagen in einem leichten Sinuslauf bemerkbar machen und zu einem unruhigen Lauf führen können. Außer einem möglichst schweren Tender ist hier natürlich ein schwerer, straff gekuppelter Heizwagen ein willkommenes Dämpfungsglied, um einen sehr ruhigen Lauf des gesamten Zuges zu bewirken.
In dem Heizwagen ist ein Sattdampfkessel in der für Dampflokomotiven üblichen Bauart eingebaut, der einen Sattdampfdruck von 10 bar erzeugt.

Blick in die geöffnete Rauchkammer, nachdem
die Heizrohre eingewalzt worden sind.
Ein paar technische Daten zum Kessel:
Kesselnummer: 1014
Hersteller: Gebrüder Scheidecker (Tann/Elsaß)
Baujahr: 1943
Kesselüberdruck: 10 bar
Kesselleistung: 1,7 t/h (Sattdampf)
Heizfläche: 35 m²
Rostfläche: 860 x 835 mm (Festbrennstoffe)
Kohlevorrat: 7 t
Wasservorrat: 15 m³
Durch den großen Wasservorrat, aus dem auch in den Tender umgepumpt werden kann, erhöht sich die Reichweite der 41 096 um ca 40 %, was im Fahrbetrieb deutliche Vorteile bringt.

In der Feuerbüchse wurden die Rohre
eingeschweißt.

Strahlpumpen
An dem Kessel mussten diverse Reparaturarbeiten durchgeführt werden, z.B.
- Neuberohrung der Heizrohre
- Erneuerung der Stiftschrauben am Dampfdom
- Instandsetzung der Strahlpumpen
- Erneuerung der Kesselverbindungsrohrleitungen
- Erneuerung der feinen Armaturen, wie Wasserstand, Abschlammventil usw.
- Einschleifen sämtlicher Absperr- und Regelventile
- Erneuerung des Schornsteins
Nachdem die Strahlpumpen wieder aufgearbeitet waren, und der Kessel einen neuen Schornstein erhalten hatte, stand der abschließenden Druckprobe und der Abnahme durch den Technischen Überwachungsverein nichts mehr im Wege.
Diese Abnahme erfolgte am 27.04.2010 ohne Beanstandungen, so dass der Kessel seine eigentliche Aufgabe erfüllen kann: das Anheizen der 41 096. Bekanntlich verfügt diese Lokomotive über eine Schwerölfeuerung, so dass wir auf Fremddampf zum Anheizen angewiesen sind.
Der Fremddampf wird benötigt für
- Aufheizen des Schweröls im Tender auf ca 80°C
- Vorwärmen des Kesselwassers der 41 096
- Starten der Ölzerstäubung der Öl-Brenner
- Inbetriebnahme der Strahlpumpen der 41 096
Da all dies jetzt problemlos möglich ist, können wir uns dem nächsten Etappenziel, der optischen Aufarbeitung des Wagens, widmen.